Mein Großvater oder die Gelassenheit... by brigeart

Manchmal kommt die Erinnerung ganz plötzlich. Und sie überwältigt mich!

Lange habe ich nicht an diese Worte gedacht. Nicht an seine Worte gedacht.

Seit 21 Jahren lebt mein Großvater nicht mehr, aber gerade heute ist er so präsent in mir und damit weiß ich, dass er immer in mir weiterleben wird.

Ich habe ihn vor ca. 30 Jahren gefragt, wie er es schaffe, so gelassen zu sein. Ich war gerade Anfang 20, voll mit meinem Studium beschäftigt und stand vor den ersten wichtigen Prüfungen.

Er sah mich an und sagte: "Wenn ik sitt, denn sitt ik, wenn ik stah, denn stah ik un wenn ik gah, denn gah ik..."

"Ja", sagte ich erstaunt, "wenn ich sitze, dann sitze ich auch, wenn ich stehe, dann stehe ich und wenn ich gehe, dann gehe ich...! Das mache ich doch alles!"

"Nee!", lächelte mein Großvater und sagte übersetzt aus dem Plattdeutschen:

"Wenn du sitzt, dann stehst du schon, wenn du stehst, dann gehst du schon und wenn du gehst, dann denkst du schon ans Ziel!"

Ich habe ihn ziemlich ungläubig angesehen, aber ich muss heute lächeln bei seinen Ausführungen.

Recht hat er gehabt, recht hat er!!!

Wir sind so oft mit unseren Gedanken schon bei der "nächsten Sache", bei dem nächsten Meeting, bei dem "Danach", dass wir unfähig sind, das "Jetzt" zu genießen.

Danke, lieber Opa, dass du mich heute wieder erinnert hast, dass du mich wieder geerdet hast!

Du bist in mir!

Ich werde auf mich aufpassen und nicht so schnell bei der nächsten Sache sein, sondern achtsam bei dem sein, was ich in diesem Augenblick mache!

Aber ich gebe zu:

Ich brauche im Gegensatz zu dir immer wieder einen kleinen Anstupser! ;-) <3

(c) G. Brinkmann 2/18

Euch einen wunderschönen Tag! Eure Greta

 


Kommentare: 19 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Dieter (Freitag, 02 Februar 2018 11:20)

    Ja, liebe Greta, du hast es wieder geschafft. Ich lächle!!!
    Ein wundervoller Text, der auch bei mir Erinnerungen an meinen Großvater wachwerden lässt. Wie schön, dass du auch nach Jahrzehnten seine Wärme spüren kannst und seine Weisheit!
    Wie schön, dass du uns daran teilhaben lässt.
    Danke, liebe Greta, für deine Erinnerung!
    Liebe Grüße aus dem Allgäu

  • #2

    Peter (Freitag, 02 Februar 2018 11:25)

    Ja, es ist Freitag und Gretas Impuls ist da!
    Wir sind viel zu oft ungeduldig und mit unseren Gedanken nicht bei der Sache. Das ist schade! Das ist schade für den jetzigen Augenblick.
    Ich schreibe jetzt ganz achtsam diesen Kommentar und bin ganz bei diesem Impuls und bedanke mich für die Erinnerung!
    Schönes Wochenende!

  • #3

    Annie (Freitag, 02 Februar 2018 11:29)

    Chapeau!
    Voll ins Schwarze getroffen.
    "Lebe im Jetzt und Hier!"
    Danke, meine liebe Greta.

  • #4

    Karin (Freitag, 02 Februar 2018 12:00)

    Danke liebe Greta für den wichtigen Impuls.
    Danke lieber Peter, dass du uns immer Bescheid gibst, dass es einen Neuen gibt.
    Wir sind immer einen Schritt weiter und das macht uns hektisch und manchmal ungeduldig, gar aggressiv. Zurück zur Achtsamkeit......!!!!

    Ich brauche diesen Anstupser genauso so wie du, liebe Greta.
    Alles Liebe Karin

  • #5

    Elmar (Freitag, 02 Februar 2018 12:10)

    Lebe im Jetzt und im Hier, denn aus dem gelebten Heute entsteht unser entsprechendes Morgen!
    Gudrun Zydek (*1944), deutsche Schriftstellerin, Lyrikerin und Aphoristikerin
    Sehr schön, liebe Greta! Schönes Wochenende!

  • #6

    Swantje (Freitag, 02 Februar 2018)

    Liebe Greta!
    Ich hing genauso an meinem Großvater wie du.
    Er hat mir sehr viel gegeben, an Liebe und auch an Lebensweisheit.
    Ich vermisse ihn sehr.
    Habe ein schönes Wochenende. Bis nächste Woche.
    S.

  • #7

    Dein Bruder (Freitag, 02 Februar 2018 14:10)

    Ja Klasse, der kleine Opa. Immer zufrieden verbunden mit grosser Lebenserfahrung.

  • #8

    Mellie (Freitag, 02 Februar 2018 17:09)


    Achtsam den jeweiligen Moment betrachten und erleben und nicht hektisch nach vorne schauen, lässt einen ein Gespür für das Gegenwärtige und Gelassenheit für das Zukünftige entwickeln.
    Allen ein schönes Wochenende

  • #9

    Gerhard (Freitag, 02 Februar 2018 18:09)

    Manche Zeit wird uns entrissen, manche unvermerkt entzogen, manche fließt fort. Doch am schimpflichsten ist der Verlust, der aus Unachtsamkeit geschieht.
    (Seneca)
    Lasst uns den Augenblick genießen.
    Danke, liebe Greta und herzliche Grüße aus Hannover

  • #10

    E.S. (Freitag, 02 Februar 2018 18:22)

    Wer mit seiner Zeit nicht achtsam genug umgeht,
    darf sich nicht wundern, wenn sie ihm gestohlen wird.
    Helmut Glaßl (*1950)
    Auch ich schließe mich hier an mit der steten Erinnerung, achtsam durch das Leben zu gehen!
    Viel zu schnell ist wieder ein Tag vorbei, an dem man viel zu wenig bei sich selbst war!

  • #11

    Doro (Freitag, 02 Februar 2018 19:04)

    Bravo....
    Wie jeden Freitag/Samstag starte ich beim Lesen mit einem Lächeln ins Wochenende.
    Dir einen wundervollen Abend.

  • #12

    Else B. (Freitag, 02 Februar 2018 22:29)

    Wunderbar!
    Ist es nicht schön, solche Erinnerungen zu haben!
    Da kann man wirklich dankbar sein.
    Liebe Grüße

  • #13

    Greta (Freitag, 02 Februar 2018 22:56)

    Ich lese all die Kommentare hier und freue mich ungemein. Die Erinnerung heute Morgen an meinen Großvater hat so viel ausgelöst bei mir und eure Reaktionen runden das Ganze wunderbar ab.
    Gute Nacht!

  • #14

    Dorothee (Freitag, 02 Februar 2018 23:01)

    Liebe Greta,
    wenn man von sich sagen kann, ich bin doch eigentlich ein sehr zufriedener Mensch, so wie es der weise Großvater oder eine Person, die einem sehr nahe stand
    vorgelebt hat,
    der kann sich sehr reich schätzen.
    Es ist eine wahre Lebenskunst, die beinhaltet
    immer in das Jetzt, Hier und Da
    das Wunderbare zu sehen.
    Ein wunderschönes Wochenende

  • #15

    Andrea Schmitt (Samstag, 03 Februar 2018 11:41)

    Mein Großvater war auch wundervoll, aber ich erinnere mich nicht an eine einzige Aussage von ihm. Nur an seine Taten und dass ich immer das Gefühl hatte, er liebt sein Leben, gibt sein Bestes und ernährt sich gesund.

  • #16

    Moka (Samstag, 03 Februar 2018 12:47)

    Auf diesen wunderbaren Grossvater kannst du noch heute stolz sein und dankbar, dass du ihn hattest. Toll, dass du dich noch so gut an seine Worte erinnern kannst. Und er hat dir damit zu einer guten Geschichte verholfen, die ich wieder mit grosser Freude und Interesse gelesen habe.
    Danke dafür. Wünsche dir ein schönes Wochenende, es darf auch die Sonne scheinen.

  • #17

    Heidi (Samstag, 03 Februar 2018 15:02)

    Liebe Greta,
    Wie wunderbar... deine Geschichte hat auch mir mal wieder einen Anschubser gegeben.
    Zum einen der Bewusstwerdung, einfach mal daran zu denken :. eins nach dem anderen...den Geist beruhigen.
    Und zum anderen, musste ich, wie so oft, an meine Grosseltern denken.
    Beide über 80 geworden u seit 30 Jahren nicht mehr unter uns, aber NIE vergessen. Ihre Geschichten und ihre liebevolle Weisheiten. Jede einzelne Kommt immer wieder mal zum Tragen.
    Schön..... einfach nur schön..
    Irgendwann sind WIR vielleicht auch solche Großeltern ;-)
    Ein schönes Wochenende allerseits und Greta, dir eine liebe Umarmung
    Heidi

  • #18

    George (Montag, 05 Februar 2018 21:25)

    Es ist schon paradox, in der heutigen Zeit müssen wir Gelassenheit lernen, uns erinnern, den Augenblick bewusst und achtsam zu geniessen und brauchen "Anstupser" wie deine Geschichten, liebe Greta....
    Wir brauchen die Vorbilder der Generation unserer Großeltern um zu verstehen und einzuordnen was wichtig ist im Leben. Das Leben ist ein ewiges Lernen... Danke, dass du uns so regelmäßig "belehrst"...

  • #19

    George (Montag, 05 Februar 2018 21:27)

    "Leben heißt lernen

    Leben heißt lernen,
    daß wir uns Zeit nehmen müssen,
    wenn wir welche haben wollen;
    daß wir verantwortlich sind
    für Gedachtes und Nichtgedachtes,
    Gesagtes und Nichtgesagtes,
    Getanes und Nichtgetanes;
    daß der Sinn des Lebens
    darin liegt, immer die Liebe
    und das Leben im Sinn zu haben.
    Leben heißt lernen,
    daß es nicht darauf ankommt,
    ob wir uns etwas schenken,
    sondern darauf, ob wir imstande sind,
    uns gegenseitig etwas zu geben;
    daß das Wesen des Lebens
    die Veränderung ist;
    daß wir Liebe säen müssen,
    wenn wir Liebe ernten wollen.
    Leben heißt lernen,
    die Kunst der Gelassenheit auszuüben:
    das Weglassen, das Zulassen,
    das Loslassen;
    daß die schwierigste Aufgabe
    unseres Leben darin besteht,
    nie aufzugeben;
    daß unser Mensch-Sein untrennbar
    mit dem Mensch-Werden verbunden ist."

    © Ernst Ferstl, (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker